Veröffentlicht in Ferien, Schulalltag, Siebtklässler, Zweitklässler

Das Lieblingswort aller Pädagogen

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Ferien! Dieses Wort ist nicht nur für Schüler Gold wert, auch für Lehrer hat es eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. In den letzten Wochen habe ich fast neidlos ertragen, dass die umliegenden Bundesländer bereits frei hatten, während wir uns noch Tag für Tag in die Schule geschleppt haben. Doch nun haben auch wir es endlich geschafft, und 16 Tage voller Faulenzerei und Produktivität liegen vor uns. Wer anmerkt, dass zwischen diesen beiden Worten eine gewisse Spannung besteht, liegt goldrichtig. Während meine Vorsätze wie üblich die allerbesten sind, brauche ich im Moment dringend Pause von meinen kleinen und großen Chaoten. Ich möchte also entspannt sein, und das bitte ein bisschen plötzlich!

Mein Lieblingsthema in den letzten 2 Wochen war der Aufbau einer Postadresse, die ich gefühlte tausend Mal mit meinen Kleinen durchgenommen habe. Nachdem ich im Winter ja schon bei den Siebtklässlern feststellen musste, dass sie mit dem Schreiben einer Postkarte heillos überfordert waren, schlug die Unwissenheits-Keule nun auch in meiner zweiten Klasse zu. Nicht nur konnte mir keiner sagen, wessen Adresse denn auf eine Postkarte muss (Deja-vu!), auch wissen viele nach zwei Wochen noch nicht, in welcher Reihenfolge eine solche Adresse denn notiert werden muss. Wir haben regelmäßig „Rate mal mit Rosenthal“ gespielt, und über die Ferien haben sie nun die Aufgabe, mir eine Postkarte aus dem Urlaub (oder aus Balkonien) zu schicken. Ohje, mir schwant Übles. Vielleicht versuchen es sogar viele, aber ankommen werden dann nur 3-5, weil die anderen Kinder statt der Postleitzahl eine Telefonnummer notiert haben oder gleich ihre eigene Adresse auf die Karte schrieben. Diese Thematik bringt mich an den Rand der Verzweiflung. Nicht einmal ihre eigene Adresse können sie mir sicher sagen. Hat jemand von euch einen Tipp, wie ich ihnen helfen kann, sich die Adressbestandteile zu merken?

Egal. Tief durchatmen – es sind schließlich Ferien. Vor mir türmt sich ein Papierberg, der etwa Eiffelturm-Ausmaße hat, aber ich ignoriere ihn dieses Wochenende noch großzügig. Ab Montag wird dann rangeklotzt, weil ich am kommenden Freitag durch sein will, um für ein paar entspannte Tage nach Hause zu fahren. Wie üblich versuche ich, mich mit möglichst vielen meiner Freunde aus der Heimat zu treffen, und lustigerweise stehen bisher fast nur diejenigen auf der Liste, mit denen ich schon ewig nicht mehr gesprochen habe. Das verheißt doch viel Gutes.

 

(Quelle des Bildes: https://www.facebook.com/TheTeacherNextDoor/photos/a.606234669432076.1073741828.604423932946483/964970113558528/?type=3&theater )

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Veröffentlicht in Du ju spiek Inglish?, Schulalltag, Siebtklässler

Ich liebe meine Schüler….

….ehrlich! Sie sind groß, klein, verrückt, aufgedreht, lustig, ernst, schüchtern, selbstsicher und vor allem eines: lebendig. In den vier Monaten, die ich jetzt im Referendariat bin, gab es kaum einen Tag, der mir kein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Dass ich an mindestens genauso vielen Tagen die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe und mich gefragt habe, ob ich in einer Schule oder doch eher einem Affenzirkus bin, versteht sich von selbst. Aber genau das macht die Arbeit so abwechslungsreich und aufregend. Ich würde sie gegen keinen anderen Job der Welt tauschen wollen. (Also gut, über einen Job als Coffeeshop-Tester könnten wir reden.)

In meiner siebten Klasse haben wir heute Themen für die anstehende Englischarbeit wiederholt. Meine Süßen sind dafür bekannt, dass sie morgens in der ersten Stunde (ab 07.20, wohlgemerkt!!) nur begrenzt aufnahmefähig sind. Geht mir auch so, aber es nützt ja nichts. Mühsam wird Gehirnzelle für Gehirnzelle aktiviert und zum Arbeiten gebracht, es werden alte Vokabeln wieder hervorgekramt und vergessene Satzstrukturen aufgefrischt. Für die Klausur-Vorbereitung haben wir heute besprochen, wie eine Postkarte auszusehen hat. Na logo, man braucht einen Adressaten, das Datum, eine Briefmarke (das war das erste Merkmal, das genannt wurde), einen Text und ein Motiv auf der Vorderseite. Unten wird noch unterschrieben – Ende aus, Mickymaus. Kann doch jedes Kind! Zumindest waren sie entsprechend entrüstet, dass ich ihren Hirnen diese Wissenslücke zutraute. Dann sollten sie eine Postkarte aus einem fiktiven Urlaub an mich schreiben, als Übung.

Nach zwei Minuten die erste Frage. „Wessen Adresse muss denn auf die Postkarte? Die des Absenders oder des Empfängers?“ Ich schaue die Schülerin schief an und antworte „überleg mal. Was passiert denn, wenn du die Absenderadresse auf die Karte schreibst?“ Fragezeichen auf der Stirn. „Dann…ach so, dann kommt ja die Post vielleicht nicht an.“ Richtig, zehn Punkte für Ravenclaw!

Wer vermutet, dass diese Frage ein Einzelfall war, hat sich getäuscht. Nicht weniger als zehnmal wurde ich um Hilfe gebeten, und jedes Mal war es genau diese Problematik. Nicht alle konnten mir folgen, als ich erklärte warum man idealerweise die Empfängeradresse angeben sollte. Vielleicht kaufe ich mal 20 Postkarten und 20 Briefmarken, lasse meine Schüler alle eine schreiben und an einen Verwandten schicken. Und dann schreiben sie bitte die Adresse darauf, von der sie denken, dass sie dorthin gehört. Mal schauen, wie viele ankommen. 😀 Ja, irgendwann mache ich das.

Ein weiterer Tag, der zwischen mir und den Weihnachtsferien steht, ist vorbei. Ich hoffe, auch alle lieben Kollegen sind gut durch den Tag gekommen. Oder, um es mit den Worten einer meinen eingesammelten Postkarten zu sagen:

I hope dear go good.“